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7. Apr. 2022 um 15:51


Ich wurde zusammen mit Mithu Sanyal und dem Verlag worte_n & meer von Sonja Eismann für die Missy interviewt und habe ein paar Gedanken zu gendern, genderneutraler und queerer Sprache in der Literatur und in meinen eigenen Texten geteilt:





Wie inklusiv schreibt oder editiert ihr selbst? Frederik Müller: In Artikeln gendere ich meist mit er*sie, wo ich im Englischen "they" nutzen würde. In Theatertexten finde ich es schwieriger - da möchte ich, dass es smooth ist oder, wenn es holprig klingt, mit Grund holpert. Ich schreibe manche Figuren geschlechtlich uneindeutig, manche wiederum sehr eindeutig. Gender an sich sehe ich nicht als Problem, sondern als etwas, das Freude machen soll. Aber nicht alle Figuren lassen sich binär gendern. Mit dem Kollektiv Technocandy haben wir kluge Lösungen gefunden: Wir haben auf Ausdrucksweisen zurückgegriffen, bei denen es um Genus, also Grammatik, nicht um Gender, also Identität, geht. In "Schaffen" sprachen wir von uns selbst als Raupen. So waren unsere Pronomen die Pronomen der Raupe. Wir sagten: "Einmal war ich eine Raupe und erlebte xyz." Wir formulierten unsere Vergangenheit als Raupen - die später zu Schmetterlingen werden würden -, als Vergangenheit der Gewalt, die geschlechtsspezifisch und teilweise rassistisch war. Als Performer*innen hatten wir unterschiedliche Gender und Positionen, was bspw. Rassismuserfahrung angeht, die wir aber durch die übergreifende Form der Raupe nicht ausbuchstabieren mussten. Das fand ich befreiend. Als Körper und Performance auf der Bühne blieben wir gegendert und verschieden, sprachlich konnten wir uns aber in eine Gemeinsamkeit formulieren. Besser als "FLINTA*" und andere Versuche, doch nur eine falsche Binarität festzuhalten. Beim Stück "Toxic" wiederum waren wir alle männlich gegenderte Soldaten-Prepper. Dadurch war es möglich, über Männlichkeit kritisch und affirmierend, fluide und bruchstückig zu sprechen.


https://missy-magazine.de/blog/2022/03/14/immer-dieses-tei/


Aktualisiert: 11. Sept. 2023


18. Jan. 2022 um 20:58


Noch ein Throwback ins Jahr 2015 - ich lese gerade, zusammen mit anderen, das Buch Transgender Marxism von 2021. Dabei fiel mir ein alter Text über Germany's Next Topmodel und Girl Culture wieder ein.


Es ist ein Paper, das ich beim Stream Radical Transfeminism bei der LCCT 2015 in London vorgestellt habe. Der Stream wurde von Mijke van der Drift, Chryssy Hunter und Nat Raha organisiert und deren sorgfältiges Kuratieren machte radikale Gedanken und inspirierenden Austausch möglich. Auch die Politics of Space, die am Anfang jedes Panels verlesen wurden, sind interessant. Dort wurden z.B. Gespräche über Toiletten und Pronomen von der Konferenz verbannt, weil diese zu basic sind um bei einer radical transfeminist Debatte Raum einzunehmen.


Mein Englisch war sehr deutsch, aber die Inhalte ballern in jeder Sprache:


The mother to one participant describes her daughter’s desire: „She says she was not born to work, she was born to model.“ This person was put on earth to be seen, recognised, honoured and respected, without having to work for it. The dream: I do not have to earn my own existence.

Look at my exterior and see me. But the exterior that we are talking about requires work. Work that the worker must hide. The exterior that is beauty, that is work, that cannot look like work.

The participating women have educated and prepared themselves at home and on their own. Many have been training walking and posing in the hallway of their parents’ homes for years . Many go to the gym, buy makeup and cosmetics and hair dye. Some loose a lot of weight. Some get gender-reassignment surgery. Some get a nose job. The work never ends. The models have learned to perform their genders, in order for them to be recognised on television. There are no student loans or bachelor degrees and not even a letter of recommendation for this education. The work of a model is hardly seen as work, even though it is, as most feminised labour, a full-time job.

The current season promises 100 000 Euros in cash plus a contract with the modeling agency ONEeins management, run by Heidi Klums father. Quite a few GNTM winners have sued against their contract with ONEeins in the past because the management had exploited them.

For those, who do not win, the show is nothing more than an a publicly broadcast internship, while the production company, the TV channel prosieben and the celebrity judges gain a lot of money from their unpaid interning workers. If a model’s job is hardly seen as an actual job, the person interning for that job is even less likely to receive payment and recognition for their work.


4. Jan. 2022 um 12:43


Fast sieben Jahre sind vergangen, seit wir "I was born to make you happy" zum ersten Mal zeigen konnten - eine Premiere natürlich in der Akademie für darstellende Kunst Baden-Württemberg, die andere, für mich wichtigere, bei TRIQ Berlin. Dort musste der Film zweimal hintereinander gespielt werden, weil ihn so viele Leute sehen wollten und der Raum nicht allen Platz bot. Der Film reiste an einige queere Orte und sogar bis nach Sydney zum STIFF.




Inzwischen ist Britney Spears auf einer Art rehabilitiert und sogar von der Vormundschaft durch ihren Vater befreit. Zur Feier dessen poste ich das Video und wer es sehen möchte, kann über das Kontaktformular das Passwort anfordern.


Außerdem möchte ich auf eine besondere Premiere hinweisen: Ab dem 7.1. zeigt das Berliner Ensemble einen Abend, der Britney gewidmet ist, nämlich "It's Britney Bitch!". Ich habe Sina Martens und Lena Brasch für Missy interviewt, daraus sind weitere Gespräche entstanden, die es bis ins Programmheft des Abends geschafft haben und bin sehr neugierig, wie das fertige Stück wird.


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